Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Fördern & Bitten – Visionen und Begeisterung für kirchliche Anliegen

Das war der Kirchenfundraisingtag 2022 – online am 29. September 2022

Fundraising- und Fördermittel-Interessierte trafen sich zum zweiten gemeinsamen Kirchenfundraisingtag der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS) und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).

Die Online-Tagung am 29. September 2022 bot Fundraising- und Fördermittel-Wissen in Theorie und Praxis zur Unterstützung kirchlicher Anliegen.

Mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Kirchengemeinden, Kirchenkreisen, kirchlichen Werken, Einrichtungen, Fördervereinen und Stiftungen folgten der gemeinsamen Einladung von EVLKS und EKBO. Haupt- und Ehrenamtliche aus Stadt und Land ergaben ein geografisch vielfältiges Bild der Gebiete beider Landeskirchen in Berlin, Brandenburg und Sachsen. Dank der Online-Reichweite schalteten sich zudem kirchliche Repräsentanten aus Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Bayern zu und trugen zum überregionalen Erfahrungsaustausch bei.

Der Kirchenfundraisingtag 2022 widmete sich dem Thema „Fördern & Bitten“, um kirchliche Projekte auf eine solide Basis zu stellen. In insgesamt sechs Webinaren teilten Expertinnen und Experten mit kirchlichem Hintergrund ihr Wissen über Fundraising, Fördermittel und Fördervereine in Theorie und Praxis. Nehmen Sie gern einen Einblick in die Inhalte der präsentierten Webinare (Klick auf die Blöcke I bis III):

Übersicht Webinare

/

Block I - Fundraising

Der erste Block „Fundraising“ vermittelte sowohl Grundlagen, Möglichkeiten und Voraussetzungen für den Einstieg in das Online-Fundraising (Webinar 1) als auch eine Einführung in das Fundraising (Webinar 2).

Online-Fundraising kann auch für kirchliche Organisationen ein wichtiger Baustein für die Finanzierung von Projekten sein. In ihrem Webinar 1 „Online-Fundraising – Was ist das und wie können wir es einsetzen?“ stellte die Referentin Sonja Harken, Fundraiserin bei der Qmart AG (Schweiz), verschiedene Werkzeuge für digitales Fundraising vor. „Online-Fundraising ist agil und ein „Prozesslernen“, konstatierte Sonja Harken. „Die Zielgruppen für Online-Fundraising müssen auch dort abgeholt werden, wo sie sind, und das ist zunehmend im Internet.“ Dabei sei Online-Fundraising an Bedürfnissen und Zielgruppen auszurichten, wie Frau Harken weiter anschaulich erläuterte. Voraussetzung dafür sei es jedoch, dass eine spendensammelnde Organisation zuvor ihre Zielgruppen genau analysiere und sich den Fragen stelle „Welche Kanäle nutzen unsere Zielgruppen?“, „Wie können wir welchen Kanal vernünftig bespielen?“ und „Wie werden Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten, insbesondere unter Ehrenamtlichen, geklärt?“ Als Empfehlung gab Frau Harken mit, kommunikative Botschaften zu wiederholen und Kanäle gezielt auszuwählen. „Es sei besser, lieber einen Kanal vernünftig zu bespielen als mehrere nur halb.“

Auszug aus der Präsentation: Webinar 1 „Online-Fundraising“ - Folie 9 „Digitale Spenden- & Kollektenlösungen“ von Sonja Harken:

 

Im Webinar 2 „Einführung in das Fundraising – Das 1x1 im Bitten und Danken“ referierte Silke Hannemann, landeskirchliche Fundraiserin der EKBO, über Grundlagen, Voraussetzungen und Vorgehensweisen des kirchlichen Fundraisings. Dabei gab sie auch Einblicke in den Spendenmarkt in Deutschland und stellte Praxisbeispiele aus der EKBO vor. Frau Hannemann warb für eine emotionale, begeisternde Ansprache von (potentiellen) Spenderinnen und Spendern. „Menschen geben für die Vision. Erreichen Sie deren Herzen!“ Dann werden Menschen ganz von selbst den Wunsch verspüren, teilzuhaben und Projekte mit den eigenen Möglichkeiten zu unterstützen. Anliegen von Silke Hannemann war es vor allem, Mut für den Start in das Fundraising zu machen. „Fundraising ist erlernbares Handwerk mit einem Koffer voller verschiedener Fundraising-Instrumente und Werkzeuge.“ Fundraising sei langfristig angelegt und gehe planvoll vor, wofür sich das Planungs-Modell der sieben Schritte der Fundraising Akademie eigne. Im Mittelpunkt der Fundraising-Einführung von Silke Hannemann stand die Erkenntnis, dass kirchliches Fundraising viel mehr ist als die Beschaffung finanzieller Mittel: Es geht vor allem um Kommunikation und Beziehungspflege.

Auszug aus der Präsentation: Webinar 2 „Einführung in das Fundraising“ - Folie 5 „Kirchliches Fundraising“ von Silke Hannemann:

Block II - Fördern

Der zweite Block „Fördern“ widmete sich kirchlichen Fördervereinen (Webinar 3) und EU-Fördermitteln in Stadt und Land (Webinar 4).

Welche Motivationen bewegten zur Gründung kirchlicher Fördervereine „seinerzeit“, heute und auch in Zukunft? Dieser Frage ging Dorothe Ehlig, Referentin für Fördermittel und Fundraising der EVLKS, im Webinar 3 „Fördervereine – wie gut, dass es sie gibt!“ im Interview mit zwei engagierten Fördervereinsvorständen nach: einmal aus dem ländlichen und einmal aus dem eher städtischen Raum.

Für den Bau und den Erhalt kirchlicher Gebäude tragen Gemeinden selbst Verantwortung. Wozu braucht es Kirchbau- und Fördervereine?

„Die Vereinsgründung im Jahr 2010 war die Alternative zum Verfall einer 800 Jahre alten Dorfkirche in Brandenburg, die heute ein multifunktional nutzbares Denkmal ist.“, antwortete Andreas Flender, Vereinsvorstand des ländlichen Fördervereins Dorfkirche Pessin e.V., (EKBO). 2009 stand die Dorfkirche Pessin vor der baupolizeilichen Sperrung. Ein deutlicher Verlust an Kirchgängern in den vergangenen 10 Jahren kam als weitere Herausforderung hinzu. Es dauerte daher nicht lang, bis 2010 der Förderverein Dorfkirche Pessin e. V. im 650 Einwohner zählenden Pessin (im Westen Brandenburgs) mit 14 Gründungsmitgliedern startete; heute sind es stolze 55 Fördervereinsmitglieder. Innerhalb des Vereins gibt es eine aktive Arbeitsgruppe der Dorfchronisten. Zwei Erfolgsfaktoren beschrieb Andreas Flender: die Einbeziehung der Menschen und regionale Vereinspartnerschaften.

Das Kirchgebäude als kulturelles Erbe zu würdigen und die Erhaltung dieses Kulturerbes als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu betrachten, ist eines der Ziele, denen sich der Förderverein Dorfkirche Pessin e.V. bis heute stellt. Auch die aktuellen Fragestellungen wie „Heizung aus?“ und „Auf Konzerte und Veranstaltungen verzichten?“ bewegen den Förderverein. Zwei solcher Fördervereine sind unter dem Dach der Evangelischen Kirchengemeinde Havelländisches Luch (EKBO) beheimatet.

Welche Motivationen bewegen nun zur Gründung von städtischen Fördervereinen? Alexander Manzke, Vereinsvorstandsvorsitzender des Kirchbauvereins Weixdorf e.V., Dresden (EVLKS), berichtete, welche Gedanken der Gründung seines Kirchbauvereins am Rande der sächsischen Landeshauptstadt Dresden im Jahr 2020 vorangingen, welches Für und Wider abzuwägen war und welchen aktuellen Herausforderungen sich die Vereinsmitglieder bis heute stellen. „Als Kirchenvorstand erreichen wir nur die eigenen Mitglieder. Wie erreichen wir also auch Kirchenferne?“ beschrieb Alexander Manzke eine Herausforderung und machte sogleich Mut: „Es gibt Menschen im Ort, die sich für das Baudenkmal Kirche durchaus sehr interessieren, die auch offen sind für eine persönliche Ansprache. In der Dorfbevölkerung wird ehrenamtliches Engagement wie in einem Förderverein geschätzt, gewürdigt und auch verbalisiert.“

Als Gesamtresümee unterstrich Dorothe Ehlig die Bedeutung von kirchlichen Fördervereinen: „Hinter deren Kulissen verbirgt sich ein Potenzial an persönlichem Engagement in Verbindlichkeit, an Ideenreichtum, an Gemeinsinn und Teilhabe über kirchgemeindliche Grenzen hinaus. Fördervereine unterstützen das kirchliche Fundraising ganz praktisch und handfest!“

Webinar 3 „Fördervereine“ - Logos der Fördervereine Dorfkirche Pessin e.V. und Kirchbauverein Weixdorf e.V.:

 

Im Webinar 4 „EU-Fördermittel in Stadt und Land“ erörterte Dr. Johan Wagner, Referent für Fördermittel der EKBO, die W-Fragen: Wer fördert wo, wen, was und wie? Warum sollte die Europäische Union kirchliche Projekte fördern? Dr. Johan Wagner vermittelte die gute Nachricht: „Oftmals will die Europäische Union ähnliche Ziele wie die Kirche erreichen.“ Kirchliche Initiativen und Kooperationen können erfolgreich EU-Fördermittel einsetzen. Dafür ist es gut, Schritt für Schritt vorzugehen, um einen bewussten Weg durch den EU-Förderdschungel zu wählen. Die Herausforderungen in Stadt und Land sind dabei ähnlich, gleichzeitig gilt es, einige Unterschiede im Blick zu behalten. Als Hilfestellung für die Umsetzung erläuterte Dr. Johan Wagner Praxisbeispiele von EU-Fördermittelprojekten aus Stadt und Land und beiden beteiligten Landeskirchen. Zudem gab er diesen Hinweis mit: „Projekte haben ein Anfang und ein Ende. EU-Fördermittel dienen daher nicht der dauerhaften Finanzierung!“

Auszug aus der Präsentation: Webinar 4 „EU-Fördermittel“ - Folie 4 „Schritt für Schritt durch den EU-Förderdschungel“ von Dr. Johan Wagner:

Block III - Kommunizieren

Der dritte Block „Kommunizieren“ thematisierte (digitale) Instrumente der Gemeindekommunikation im Fundraising (Webinar 5) und die praktische Umsetzung von Online-Spendentools (Webinar 6).

Im Webinar 5 „(Digitale) Instrumente der Gemeindekommunikation im Fundraising“ stellte Sonja Harken dar, dass Fundraising und Gemeindekommunikation Hand in Hand gehen. „Wir sollten potenzielle Spendende und Fördernde dort erreichen, wo sie sind – und das ist zunehmend online.“ Selbst ältere Zielgruppen sind vermehrt digital erreichbar: laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2021 seien 77 % der Generation 70+ online, 42 % der Generation 70+ seien sogar täglich online. Es gelte, analoge und digitale Kommunikationsinstrumente ergänzend einzusetzen und damit hybrid zu kommunizieren. Als effektivste Online-Instrumente stechen unter den möglichen Online-Kommunikationskanälen drei Werkzeuge heraus: Website, Social Media und E-Mail. Für diese drei Online-Tools gab Frau Harken praxisbezogene Empfehlungen für deren Einsatz.

Auszug aus der Präsentation: Webinar 5 „Gemeindekommunikation im Fundraising“ - Folie 10 „Die wichtigsten Online-Kommunikationskanäle“ von Sonja Harken:

 

In der Praxis stellt sich oft die Frage „Geschafft: Online-Spendentool zugelegt – und nun?“ Diese Frage beantwortete Johannes Schrader, Fundraiser im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, Osnabrück, im Webinar 6 „Praktische Umsetzung im Online-Fundraising“.

Nur die Einbindung eines Spendenformulars wie kollekte.app, Altruja und twingle oder eines Spendenformulars von der KD-Bank oder der Evangelischen Bank führt (noch) nicht zu Spenden. Mit dem Spendenbutton an prominenter Stelle auf der eigenen Website ist die Arbeit noch lange nicht getan. Unter dem Leitsatz „Beziehung schaffen und Beziehung pflegen generiert Masse!“ zeigte Johannes Schrader Möglichkeiten auf, Unterstützende zum eigenen Spendenformular zu leiten und gab Tipps, worauf dabei zu achten sei.

Zuerst brauche es die personalisierte Bitte um eine Spende und den Überweisungsträger als Erinnerung, auch im digitalen Raum. „Wir müssen die Aufmerksamkeit potentieller Spenderinnen und Spender darauf richten, dass wir auf Spenden angewiesen sind und mit Spenden umgehen können!“, so Johannes Schrader. „Schaffen Sie niedrigschwellige Kontaktflächen und eine Sichtbarkeit für Spenden. Das kann auch der QR-Code am Schaukasten sein.“ Für die digitale Spendenbitte empfahl er zudem ganz praktisch weiter: „Die Menschen lesen heute in Bus und Bahn, achten Sie darauf, dass Ihre Spendenbereiche auf der Website auch für digitale Endgeräte geeignet sind.“

Auszug aus der Präsentation: Webinar 6 „Geschafft: Online-Spendentool zugelegt – und nun?“ - Folie 7 „Aktivisten-Fundraising“ von Johannes Schrader:

Zusammenfassung der Veranstalterinnen

Der Kirchenfundraisingtag 2022 bot unter dem Thema „Fördern & Bitten“ insgesamt eine kompakte Online-Schulung innerhalb von drei Stunden in den frühen Abendstunden, um auch einer der wertvollsten und zahlenmäßig stärksten Ressource im Bereich von Kirche die Teilnahme zu ermöglichen: den Ehrenamtlichen, die tagsüber ihrem regulären Beruf nachgehen. „Ehrenamtliche spenden neben ihren Talenten und Begabungen nicht nur ihre Zeit, sondern sind mit den hauptamtlich Mitarbeitenden gemeinsam das beste Aushängeschild einer funktionierenden Gemeindearbeit und können - gut informiert -Multiplikatorenwirkung entfalten.", heben Dorothe Ehlig und Silke Hannemann hervor.

Für das Entfalten von Potentialen boten alle sechs Webinare eine Fülle an Schätzen für Fundraising und Fördermittel im kirchlichen Kontext: Expertenwissen und praktische Beispiele, Tipps, Ideen und Impulse – alle Referentinnen und Referenten brachten die eigenen Kompetenzen, Erfahrungen und persönlichen Gaben bestmöglich ein und ließen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilhaben und mitgestalten. Ganz im Sinne des kirchlichen Fundraisings, das alle Gaben, Ressourcen und Talente einer Gemeinde gleichermaßen einbeziehen und heben möchte, um mit den Unterstützenden ein gemeinsames Anliegen zu erreichen und so den kirchlichen Auftrag bestmöglich zu unterstützen.

Das gemeinsame Anliegen des Kirchenfundraisingtages 2022 war es, zu ermutigen und zu befähigen: zur Beantragung von Fördermitteln und zur Gründung von Fördervereinen, zum Start in das Fundraising und zur Durchführung erster Fundraising-Projekte, zum Ausbau von Fundraising und zur Ergänzung wie Verbesserung der bereits eingesetzten Fundraising-Instrumente und Werkzeuge sowie zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch und zum voneinander Lernen.

Eine derzeit laufende Online-Umfrage unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kirchenfundraisingtages 2022 soll belastbare Aussagen und Ergebnisse für künftige Kooperationen zwischen EVLKS und EKBO im Fundraising herausstellen.

In der Zwischenzeit stehen die Veranstalterinnen Dorothe Ehlig für die EVLKS und Silke Hannemann für die EKBO gern als Ansprechpartnerinnen in der jeweiligen Landeskirche zur Verfügung und wünschen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kirchenfundraisingtages 2022 für alles Umsetzen in die Praxis von Herzen viel Freude und viel Erfolg.

Bericht: Dorothe Ehlig (EVLKS) und Silke Hannemann (EKBO)

 

Einen Überblick über alle Webinare bietet Ihnen der Flyer zum Kirchenfundraisingtag 2022:

Letzte Änderung am: 18.10.2022